Ein göttlicher Genuss

Da gibt es einen Freund, ich muss ihn einmal erwähnen, weil er auf mich den Eindruck macht, dass er es wirklich gelernt hat, richtig zu leben. Nicht im übertriebenen Luxus, nein mehr entspannt und ruhig genießend.

Das hat er für sich einmal ergänzt. Ich glaube so um 2009 oder 2010 war es, dass er mitgeteilt hat, jetzt sein eigenes Bier zu brauen. So fand ich eines Tages in der Post zwei Fläschchen, die ich zunächst sehr ehrfürchtig kühl lagerte. Das hatte wahrscheinlich auch damit zu tun, dass der Lieferung auch eine Warnung beigefügt war: „Achtung, mit Single Malt verfeinert und insgesamt mit 8 % doch etwas stärker.“

Jetzt schrecken mich als Bayer keine 8 % Alkohol im Bier, die Starkbierzeit ist schließlich eine eigene Jahreszeit hier bei uns. Trotzdem hatte ich einen gewissen Respekt vor dem unheimlich dunklen Etwas in den Bügelverschlussflaschen. Ich hatte tatsächlich Angst davor, dass es mir nicht schmeckt, weil ich dem Freund, der übrigens kein Bayer ist, nicht zutraute in dieser Domäne wirkungsvolles zu schaffen. Wirkungsvoll im Sinne von einem Geschmackserlebnis, nur um das klar zu stellen.

So vergingen doch zwei Monate, die von den Bieren bei ca. 4 Grad Dauerkühlung verbracht wurden, es war inzwischen Sommer geworden und es war ein heißer Tag gewesen. Ein Tag, den man bei uns hier im Süden, gerne mit einer zünftigen Brotzeit beendet. Eine solche fand dann auch aufs große Holzbrett und dieses auf den Tisch. Jedoch das passende Getränk war nicht vorhanden. Hier jetzt zuzugeben, dass ich schlecht vorbereitet war, wäre nicht ganz unwahr. Ich überlasse es dem geneigten Leser, das für sich zu entscheiden.

An der Stelle muss ich es nicht mehr spannend machen, denn jeder ahnt bereits, dass eine Flasche des Bieres von ganz unten im Kühlschrank sich zur Brotzeit gesellte und die Hälfte des Inhalts sich auch gleich in einer schönen Biertulpe entfalten durfte. Fast so dunkel wie Guinnes präsentierte es sich und bildete dabei eine herrlich feste Schaumkrone, die nicht beim schärferen Hinsehen zusammen fiel.

Den ersten Schluck zu beschreiben wird jetzt schwieriger. Ich bin ja kein Biersommelier, wie man die Experten für das Gesöff jetzt nennt. Ich versuche es trotzdem. Die Temperatur, war dem Wetter entsprechend für meinen Geschmack genau passend, kalt musste es getrunken werden. Die Flüssigkeit fühlte sich schwerer an, als man es z.B. von einem Pils gewöhnt ist, das mag auch daran liegen, dass es herrlich malzig schmeckte. Nicht so süß wie das Kindergebräu, gerade richtig. Im Abgang dann die unverwechselbare Note des Whiskys, der sein Aroma unaufdringlich beisteuerte. Im Nachhinein will ich fast behaupten, die beiden Dinge sollten in einer Pflichtehe öfters zusammen geführt werden. Ich gönnte mir an diesem Abend nur eines der Beiden. Das zweite folgte zu einem ausgesuchten Anlass und ich teilte es mit meinem besten Freund, der mir in seinem Urteil voll beipflichtete.

Inzwischen sind Jahre vergangen. Hans Jürgen, so heißt der Brauer, hat seine Kunst weiter verfeinert und inzwischen das alles auf fast schon professionelle Füsse gestellt. Mein höchster Respekt, dass er dabei geblieben ist. Da es mir leider verwehrt blieb, ihn zu seinem runden Geburtstag vor ein paar Wochen persönlich zu gratulieren, ehre ich ihn auf diesem Weg.
Für solche, die jetzt neugierig wurden, hier gibt es mehr zu sehen.

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Ein Gedanke zu “Ein göttlicher Genuss

  1. Bier brauen ist wohl eine Kunst, aber du zelebrierst den Genuss regelrecht und ich empfinde eine gewisse Erotisierung beim Lesen deiner Geschichte. Vielen Dank 🙂

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